Die Mehrheit der Lehrlinge, die bei Fischern angestellt waren, stammten aus donauschwäbischen Familien, obwohl einige auch aus anderen Nationalitäten kamen.  Die Lehrlinge arbeiteten ab ihrem 10. Lebensjahr 3-5 Jahre lang bei den Fischermeistern.  Danach gingen sie 3 Jahre auf die Walz und sie fertigten sich für die Wanderung eine mit goldenen Karpfen verzierte Holzkiste an. Nach den Wanderjahren wurden sie freigesprochen und in die Zunft aufgenommen.

Berger János - inaslevél

Die Frauen beteiligten sich auch am Verkauf der gefangenen Fische. Die Fische wurden entweder selbst verkauft oder an einem Händler weitergegeben. Jede Fischergemeinde, so auch Mohatsch, hatte einen eigenen Fischmarkt, auf dem die Fischermeister Zelte oder Stände hatten, und die meisten Ehefrauen boten dort frischen Fisch an. Sie fuhren auch mit dem Wagen auf die Märkte der Umgebung oder sie verkauften die Ware einfach auf der Straße.

Vor den Hochwasserschutz- und Flussregulierungsarbeiten war die Donau zwischen der Mündung des Sió-Kanals und Mohatsch ein wahres Wasserparadies mit reichem Fischbestand. So waren viele Fischer in der Fischerei tätig, sowohl um sich zu ernähren als auch um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Fischer der Donau und der größeren Teiche waren meistens professionelle Fischer deutscher Abstammung, die in Gruppen arbeiteten und auf Einzelhöfen im Hochwassergebiet lebten. Im Sommer wurde auf den Einzelhöfen lebhafte Arbeit geleistet. In dieser Jahreszeit arbeiteten in dem Hochwassergebiet in erster Linie Fischer ungarischer und kroatischer Abstammung.

Im Jahre 1769 wurden in Mohatsch 38 deutsche Familien überwiegend vom Rheingebiet angesiedelt.  Die in Mohatsch ankommenden Siedler ließen sich an der damals wichtigen Verkehrsstraße Wien-Beograd nieder. Die hier ankommenden Deutschen beschäftigten sich zu dieser Zeit nicht nur mit Landwirtschaft, sondern auch mit Wein- und Getreidehandel oder mit Gastwirtschaft. Da sich ihre Häuser an einer wichtigen Verkehrsstraße befanden, wurden von den deutschen Einwohnern mehrere Gasthäuser eröffnet. (Gasthaus zum Kreuz, Gasthaus zum König, Gasthaus zum Karpfen”)

Nach der Herrschaft der Osmanen und den Freiheitskämpfen im 17. Jh. war das Gebiet um Mohatsch, sowie das Territorium des Bistums von Pécs/Fünfkirchen dünn besiedelt.  Um neue Arbeitskräfte zu besorgen, ließ auch das Bistum Pécs deutsche Ansiedler anwerben. Die deutschen Ansiedler kamen mit den sog. Ulmer Schachteln auf der Donau bis zu den Anlegestellen um Mohatsch, und gingen dann zu Fuß zu den Grundherren, die sie anwerben ließen und ihnen Begünstigungen versprachen. Die Steuerbegünstigungen galten meistens für drei Jahre, danach suchten viele Siedler neue Grundherren.

Geschätzte Zahlen der Ansiedler liegen bei 110.000 bis 150.000 Menschen. Der größte Teil der Siedler war katholisch. In Ungarn werden sie bis heute als "Schwaben" (ung. Svábok) bezeichnet, auch wenn ihre Vorfahren aus Hessen, Franken, der Pfalz, dem Saarland kamen.

 

Ulmer Schachtel

Mit dem Arbeitsgesetz von 1872 wurden die Zünfte aufgelöst und vielerorts wurden Gewerbeverbände gegründet. Das neue Fischereigesetz brachte eine radikale Veränderung im Leben der Fischer.  Das Gesetz erlaubte es jedem, gegen eine Gebühr Angelwasser zu mieten. Dies hatte zur Folge, dass die Fischerei nicht nur von professionellen Fischergesellen, sondern oft von Laien (Rechtsanwälten, Gastwirten) betrieben wurde. Die Fischer wurden gezwungen, Angestellte zu werden.